Hospizverein betreibt Secondhandlagen und Ebay-Shop an der Theodor-Körner-Str.

Patrizia Torreggiani ist zwischen den hohen Regalen im Secondhandshop des Hospizes verschwunden. Auf der Suche nach einem Koffer schwenkt ihr Blick in die Höhe. “Ich will mal gucken…”, sagt sie und reckt sich. Schon steht Christa Homann neben ihr. “Warten Sie” springt ihr die Leiterin des Ladens bei, klettert die Stufen der Trittleiter hoch. Ein Griff und schwupps – der erste von drei Koffern sinkt zu Boden. Patrizia Torreggiani grinst vergnügt.

Frau Homann

In der Hinterhof-Halle an der Theodor-Körner-Straße hat sich ein Warenhaus der besonderen Art eingenistet. Es wird von Ehrenamtlichen für das Hospiz zum hl. Franziskus betrieben. Auf unzähligen Ständern drängen sich T-Shirts, Hosen, Blusen, Jacken, Handtaschen und mehr, Im Eingangsbereich reihen sich Gläser für alle Anlässe, stapelt sich schlichtes wie bunt bemaltes Porzellan. die Waren stammen aus Nachlässen von Menschen, die im Hospiz verstorben sind. Immer wieder bringen Recklinghäuser auch Spenden vorbei, weil sie den Kleiderschrank ausgemistet oder einen Haushalt aufgelöst haben. “Manchmal stehen Kartons einfach vor der Tür”, sagt Norbert Homann, Mitbegründer des Hospizes.

Für Patrizia Torregiani ist der Einkauf ein doppelter Spaß. “Ich finde hier immer etwas und weiß dabei, wo mein Geld bleibt”. Die Einnahmen unterstützen die Hospizarbeit. Jährlich sind es 30 000 €. “Zehn Prozent der Kosten, die die Krankenkassen nicht übernehmen, können wir durch den Shop tragen”, sagt Homann. In einem Ladenlokal am Neumarkt fing 2001 alles an. 2005 konnte der Hospizverein die Halle an der Theodor-Körner-Straße erwerben. Sieben Damen bestreiten den Laden im Erdgeschoß. Im ersten Stock hat sich die digitale Neuzeit eingerichtet. Das Hospiz betreibt einen Shop im Internet-Auktionshaus Ebay. Es ist das Reich von Wolfgang Burger und weiteren vier Ehrenamtlichen, die hochwertige Spenden weltweit zum Kauf anbieten.

Herr Burger

Aktuell seien 1850 Artikel eingestellt. “Wir kommen gar nicht nach”, sagt Burger und wiegt bedächtig ein Kristallglas mit Goldrand in der Hand. Der Fuß trägt den Stempel der Ichendorf Glashütte. “Das kriegen sie gar nicht mehr”, sagt der pensionierte Polizist.

Neben Mickey-Mouse- und Manga-Heften und einer raren Kollektion von Opern-DVD’s laufen derzeit besonders gut “Liebesschnulzen” aus dem Cora-Verlag. “Sechs Stück haben wir gerade nach Santa Monica in Kalifornien verkauft “. Der Renner seien aber die Weihnachtsteller der dänischen Manufaktur “Royal Copenhagen”. “Das sind halt Sammlerobjekte”, weiß Burger aus eigener Recherche im Internet. Breit gefächert ist auch die Auswahl im Laden. Ein Fußmassagegerät und ein Single-Grill warten auf Käufer. Auch kurze Miniröcke und ausladende Pelzmäntel. “Bei uns gibt es fast alles”, meint Marianne Hanssen und schmunzelt. Die 62-Jährige hat nach dem Tod ihres pflegebedürftigen Mannes im Hospiz-Laden eine neue Aufgabe gefunden. “Ich bin ein kontaktfreudiger Mensch. Hier kann ich mich unterhalten und unsere Kunden beraten”, sagt sie.

INFO

Der Secondhandshop des Hospizes befindet sich in den Räumen der ehemaligen Druckerei Wagner an der Theodor-Körner-Str. 14. Er ist geöffnet an den beiden Markttagen in Süd, am Dienstag und Freitag, von 9 bis 13 Uhr. Mitarbeiterin der ersten Stunde ist Christa Homann. Ihr Mann Norbert führt ehrenamtlich den Hospiz-Verein. Hochwertige Artikel stellen die freiwilligen Kräfte ins Auktionshaus Ebay ein. Der digitale Shop ist  unter dem Namen “Hospiz-Spendenverkauf zu finden. Tel. 02361 3 70 74 64.

Quelle:
Michael Richter, Recklinghäuser Zeitung vom 01.08.2013