von Alexander Spiess, Recklinghäuser Zeitung vom 30.12.2013. Der Tresen steht bereits im Empfangsbereich des Hospizneubaus an der Feldstraße. Noch verhüllt eine Plastikplane das Möbelstück in heller Buchenoptik. Handwerker streichen hier und da Wände, drücken Türdichtungen in die Zargen. Es reicht nach Farbe und Holz. Nach Aufbruch.

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Am Freitag, 10. Januar, soll alles fertig sein. Dann lädt das Hospiz zum hl. Franziskus von 14 bis 19 Uhr zum Tag der Offenen Tür in seine neuen Räume ein. Schon jetzt ist klar. Der Neubau wirkt deutlich aufgeräumter als die bisherige Unterkunft an der nahen Röntgenstraße. Helle Farben dominieren. Die zwölf Patientenzimmer im Erdgeschoss sind um einen noch kahlen Innenhof herum gruppiert. Zu jedem der 24 qm großen Zimmer gehört eine kleine Terrasse. „So können wir die Patienten bei gutem Wetter auch mals ins Freie schieben“, erklärt Norbert Homann (70). Der Geschäftsführer des Hospizvereins und der eigens für den Neubau gegründeten Betreiber-Gesellschaft wacht darüber, dass die Baukosten bei aller Euphorie nicht aus dem Ruder laufen. Gleich mehrfach musste Homann die Pläne abspecken. So sind für das Außengelände nun weniger Bäume und Hecken vorgesehen. Auch aus der Gartenlaube wird nichts. Die Nebenküche im Obergeschoss für die ehrenamtlichen Helfer soll erst später folgen. „Wir können nicht alles sofort machen“, sagt der Geschäftsführer. „Das ganze muss langfristig finanzierbar sein.

Dafür kostet der Neubau „nur“ 2,39 Mio. Euro – und damit lediglich 50.000 Euro mehr als ursprünglich veranschlagt. Norbert Homann würde gerne noch günstiger bauen. Er meint: „Hätten wir das Projekt nicht öffentlich ausschreiben müssen, wäre es zehn Prozent billiger geworden.“ Seine These: „Viele Firmen, die günstigere Angebote gemacht hätten, bieten gar nicht mit, da das Verfahren zu kompliziert ist“. Fünf Recklinghäuser Firmen sind im Neubau beteiligt, Sie verwirklichen den räumlichen Quantensprung für das erste Hospiz Deutschlands. Dabei hat Homann die verwinkelten und auf mehrere Etagen verteilten Räume an der Röntgenstraße ins Herz geschlossen. „Das Alte hatte seinen Charme, es war die Geburtsstunde.“ Der Hospizverein bleibt Eigentümer der Immobilie an der Röntgenstraße.

Mit dem Halterner Pflege- und Gesundheitsteam ist bereits ein Mieter gefunden. 2800 Euro Kaltmiete überweist der ambulante Pflegedienst ab Februar an den Hospizverein. Dieses Geld will Homann vor allem zur Tilgung zweier Darlehn aufwenden, 600 000 Euro hat der ohnehin auf Spenden angewiesene Verein für die Baukosten aufgenommen, 100 000 Euro für den Kauf von Inventar. Dabei nimmt der Hospizverein viele Einrichtungsgegenstände mit an die Feldstraße. Komplett neu eingerichtet werden die Patientenzimmer. Der Umzug soll nach dem Tag der Offenen Tür über die Bühne gehen. 29 fest angestellte Mitarbeiter und einige der 80 ehrenamtlichen Helfer des Hospizes packen mit an. Für ein Umzugsunternehmen, sagt Norbert Homann, ist kein Geld da.